Grundgesetz statt Leitkultur!

Veröffentlicht am 07.05.2017 in Bundespolitik

„Wir sind nicht Burka!“, erklärte vor einigen Tagen der Bundesinnenminister. Was soll das denn jetzt sein? Stammeldeutsch eines Innenministers? Kindergartensprache? „Thomas nix sprech deutsch?“ Sollten wir Herrn de Maizière den Besuch eines Sprachkurses für Migranten anempfehlen?

von Herbert Hahner

Mitglied des Vorstands im Ortsverein der SPD Eching

Nein, nein - der Mann beherrscht die deutsche Sprache, auch wenn sein Name anderes vermuten lassen könnte. Er zeigt hier nur Konsequenz. Er bietet mit dem Begriff der Leitkultur dem Boulevard das, was der Boulevard will: einfache, vordergründige Scheinlösungen. Vielfalt und Komplexität der Welt werden reduziert auf ganz einfache Formeln. Und da passt es ins Konzept, sich auch der Sprache der Boulevardpresse zu bedienen. „Wir sind Papst!“, titelte ja einst ein bekanntes Blatt mit seitenhohen Lettern.

Was ist nun so schlecht an der Leitkultur? Ganz einfach: Es gibt sie nicht!

Jeder Versuch, eine Leitkultur verbindlich vorzuschreiben muss scheitern. Eine Leitkultur – wie immer sie auch formuliert sein mag – schafft irrationale Zwänge und willkürliche Hierarchien. Soll die Lederhose etwa tatsächlich als höherwertiger gelten als das schottische Kilt oder die Baskenmütze?

Kultur ist nicht statisch, sie ändert sich mit den Menschen, sie ändert sich mit den Lebensverhältnissen. Das, woran wir uns als Einzelpersonen oder Gruppen ausrichten, ändert sich im Laufe eines Menschenlebens. Jugendkultur ist anders als Erwachsenenkultur. Was noch in den 50er Jahren in Deutschland als vorbildlich galt, ist heute teilweise absolut obsolet. Frauen z.B. dürfen heute Arbeitsverträge unterschreiben auch ohne Zustimmung des Ehegatten, sie dürfen Hosen tragen und sie sind nicht mehr ihren Männern zum Beischlaf verpflichtet. Homosexualität ist kein Straftatbestand mehr. Katholische und evangelische Kinder besuchen die gleichen Schulen und man kann es sich gar nicht mehr vorstellen, dass dies schon ´mal anders gewesen sein soll – war es aber. Erst 1968 wurde in Bayern die „Christliche Gemeinschaftsschule“ durch Volksentscheid eingeführt.

Bayern ist bei der Leitkultur schon einen Schritt weiter als Thomas de Maizière. Unter der irreführenden Bezeichnung „Integrationsgesetz“ will die Bayrische Staatsregierung eine Leitkultur – ohne klare Definition - für uns alle verbindlich vorschreiben (siehe Präambel des Integrationsgesetzes). Wer eingewandert ist, wird zur unabdingbaren Achtung der Leitkultur verpflichtet (Art. 1). Bei der Begriffsbestimmung werden alle Einwanderinnen und Einwanderer genannt – selbst diejenigen, die längst die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, aber „zumindest einen Eltern- oder Großelternteil haben“, der eingewandert ist (Art. 2, Begriffsbestimmungen).

Die Union befindet sich dabei mit ihren Überlegungen in „guter“ Tradition. Schon Kaiser Wilhelm der II. meinte in aller Bescheidenheit in einer Rede am 1. August 1907: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“ Wir wissen, was wenige Jahre später folgte.

Schützen und verteidigen wir unser Grundgesetz und die Bayrische Verfassung. Sie sind verbindlicher, umfassender und präziser als jeder denkbare Begriff einer Leitkultur. Das Grundgesetz kennt keine Hierarchien der Kulturen oder Menschen, es schreibt keine bestimmten Lebensformen vor. Vor dem Grundgesetz sind alle gleich - in einer Leitkultur nicht.

 

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