Kinder haben oft die besten Ideen! Aus diesem Grund habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, einfach mal meine Kinder zu fragen, was sie von diesem oder jenem Thema halten. Die Unvoreingenommenheit und die Klarheit, die Kinder ganz allgemein auszeichnen, lassen mich immer wieder staunen. Ich finde, Kinder sind mit ihren Betrachtungsweisen oftmals sehr philosophisch... und uns damit häufig - ganz unbewusst und unbedarft - meilenweit überlegen.
von Stefanie Malenke, Gemeinderätin Eching
(17. Mai 2014)
Heute steht Europa auf meiner Agenda. Das Thema ist derzeit ja aus verschiedenen Gründen heraus sehr präsent: Zum einen steht die Europa-Wahl Ende Mai an. Zum anderen wird durch die Krise auf der Krim und in der Ukraine die Zusammengehörigkeit der EU-Länder äußerst bedeutsam. Die schon etwas länger andauernden Diskussionen um die instabile Wirtschaftslage, um die unsägliche NSA-Affäre und um das geplante Freihandelsabkommen tragen ebenso ihren Teil dazu bei, dass eine europäische Sichtweise ins Zentrum rückt.
Aber zurück zu den Kindern: Beim Mittagessen frage ich beiläufig meine Söhne, was ihnen denn beim Stichwort „Europa“ so in den Sinn kommen würde. Zunächst sind das Schnitzel und die Bratkartoffeln wichtiger, aber je leerer die Teller werden, desto mehr fällt den beiden ein.
„Die EM!!! Und die Champions League!!“,“Ich kenne ganz viele, die da spielen: FC Bayern. Manchester United. Real Madrid. FC Barcelona. Paris Saint Germain. Und Ronaldo.“ „Der ist aber kein Verein.“ „Na, und? Der ist trotzdem wichtig und der Beste!“, „ Na, gut. Essen fällt mir noch ein. Das gehört doch auch zu Europa, oder? Ich esse gerne Risotto und Spaghetti und ich liiiiebe Pizza.“, „Und ich Döner!! Ganz scharf!“, „Und Baguette... und Croissants... aber mit Schokolade!“, „Eis ist auch lecker, das kommt oft aus Italien.“, „Und ich will mal ins Kolosseum.“, „Nein, lieber auf den Eiffelturm.“, „Und nach London, da haben die Wachsoldaten total komische Mützen auf. Und die haben eine Königin, die hat komische Hüte auf.“
Nun, gut, mit Philosophie hat das jetzt nicht ganz so viel zu tun. Im ersten Moment bin ich fast ein bisschen enttäuscht, dass ihnen nur so „schnöder Kram“ einfällt, der tiefere Einsichten komplett vermissen lässt. Aber wer weiß, möglicherweise ist das ja genau der richtige Ansatz, um sich Europa (wieder) anzunähern? Vielleicht ist die Vorgehensweise der Kinder gar nicht so profan, wie sie im ersten Moment „daher kommt“?
Ronaldo, Risotto und die Royals haben eines gemeinsam: Sie sprechen unsere Sinne und unsere Emotionen an. Und vielleicht geht’s ja genau darum?! Vielleicht sollten wir uns - wie Kinder das wunderbar können - wieder mehr auf unser Bauchgefühl konzentrieren?! Uns loslösen vom bloßen Gedanken an technokratische Richtlinien und Vorschriften, die in Brüssel & Co. entworfen werden?!
Uns loslösen von der reinen Problembetrachtung und unseren Fokusauf gemeinsame Nenner richten? Was verbindet uns mit und was gefällt uns an unseren Nachbarn? Wie wäre es, wenn wir den Verbund mit den anderen europäischen Ländern nicht hätten? Ginge es uns dann tatsächlich besser? Oder ist der europäische Gedanke nicht doch nach wie vor der einzig richtige, nur an der Umsetzung muss ordentlich gefeilt werden? Fällt es nicht leichter, die zugegebenermaßen immensen Probleme anzugehen, wenn das Grundgefühl für Europa ein positives ist?
Nun, am 25. Mai wird sich zeigen, wie wir alle denken! Hoffentlich nutzen ganz viele diese Chance, ihre Meinung kund zu tun!!