Ewald Schurer mit den Freisinger Jusos
Im wahrsten Sinne heiße Diskussionen entsponnen sich am Dienstag Abend im EtCetera. Dafür waren neben den hohen Temperaturen natürlich auch die behandelten Themen verantwortlich: Die Jusos hatten für die Veranstaltung mit dem nicht ganz ernst gemeinten Titel „Reiche Eltern für alle! Wie schaffen wir Chancengerechtigkeit in Deutschland?“ den SPD-Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer eingeladen.
Andreas Mehltretter, Kreisvorsitzender der Freisinger Jusos, stellte zu Beginn fest, dass in Deutschland die Chancen auf materiellen Wohlstand und ein glückliches Leben nicht ausreichend gleich verteilt seien. Dies sähe man zum Beispiel an der Tatsache, dass von 100 Kindern von Akademikern 77, von 100 Kindern aus Nicht-Akademiker-Haushalten aber nur 23 eine Universität besuchen. Ein weiteres Problem bestünde in Erbschaften, die streng genommen „unverdientes Einkommen sind, weil sich niemand seine Eltern aussuchen kann“, so Mehltretter.
Ewald Schurer beschrieb daraufhin die geplante Reform der Erbschaftssteuer, die zumindest eine geringfügig höhere Besteuerung vorsieht – dass auch die neue Erbschaftssteuer aus SPD-Sicht nicht optimal sei, müsse aber in Kauf genommen werden, weil die Union und insbesondere die CSU in der Großen Koalition ihr ganzes Gewicht gegen eine gerechtere Besteuerung von Erbschaften eingesetzt habe.
Für die Chancengleichheit essentiell ist außerdem gute Bildung, da waren sich Schurer und Mehltretter einig. Mehltretter stellte die provokante These in den Raum, dass eigentlich nur eine „Kita-Pflicht“ analog zur Schulpflicht gleiche Chancen für alle garantieren könne, was auf breite Zustimmung bei den Gästen stieß. Schurer wandte ein, dass dies politisch wohl nicht umsetzbar wäre, stimmte aber zu, dass auf jeden Fall der Ausbau von Einrichtungen zur Kinderbetreuung sehr wichtig sei.
Zum Abschluss warf ein Gast die Frage auf, wie denn Chancengerechtigkeit auch zwischen den Generationen sichergestellt werden könnte, vor allem angesichts stetig steigender Schuldenberge, die nachfolgenden Generationen aufgebürdet würden. Schurer und Mehltretter sahen dies allerdings weniger kritisch, solange die Schulden für Investitionen, etwa für Bildung und Infrastruktur, gemacht würden.
Die Diskussionen zeigten, dass Deutschland in vielen Bereichen noch Nachholbedarf hat, damit alle Menschen die gleichen Chancen auf ein zufriedenes Leben bekommen. Und gerade in Bayern ist aufgrund der geringen Durchlässigkeit des dreigliedrigen Schulsystems die Chancenungerechtigkeit besonders groß.