Susanne Stock, Leiterin des Seniorenzentrums, war die Referentin zum Thema Pflegestufen. Ein Abend, der betroffen machte.
Wie viel Zeit wird bei welcher Pflegestufe einem pflegenden Angehörigen oder einer Pflegekraft im Heim zugestanden, um einen Menschen zu versorgen? Die Antwort ist allen klar: Viel zu wenig. Es sind ein paar Minuten, ...
um einen Menschen zu waschen, beim Essen zu helfen, ihn anzuziehen. Minuten, die noch nicht einmal im Idealfall ausreichen, um ohne Hetze wenigstens das Allernotwendigste zu tun. Kommunikation oder gar Zuwendung werden nicht erfasst. Dafür müssen aber 32 Formulare pro Heimbewohner vom Pflegepersonal täglich geführt werden….
Susanne Stock, Leiterin des Neufahrner Seniorenzentrums, erklärte nicht nur die Bedeutung der drei Pflegestufen, sie berichtete in eindrucksvoller Weise aus dem Alltag des Pflegepersonals, über den enormen Zeitdruck bei der Versorgung der Bewohner und über die psychische Belastung, die durch diesen Zeitdruck zusätzlich entsteht.
Prognosen sagen, dass es im Jahr 2030 bereits 3,27 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland geben wird, im Jahr 2050 sogar 4,36 Millionen.
Aber schon in 2020 werden mindestens 220 000 zusätzliche Altenpflegerinnen und -pfleger gebraucht. Ein Beruf, der nicht nur ein hohes Maß an Verantwortung bedeutet, der physisch und psychisch zu großen Belastungen führt, der aber gleichzeitig schlecht bezahlt wird und nur geringes Ansehen genießt.
Florian Simbeck, SPD-Bundestagskandidat (hier mit den Vorsitzenden Beate Frommhold-Buhl und Ulla Schablitzki) kam aus Reichertshausen nach Neufahrn, um sich über das Thema der Altenpflege zu informieren.
Bundestagskandidat Florian Simbeck, der als Gast an diesem Informations- und Diskussionsabend teilgenommen hatte: „Ich bin schockiert über den aktuellen desolaten Zustand unseres Pflegesystems und die nach wie vor vorherrschende gesellschaftliche Geringschätzung und Unterbezahlung dieses Berufsstandes, resultierend in einem immer dramatischer ansteigenden Mangel an Pflegepersonal und Pflegefachpersonal.
Das vorhandene Pflegepersonal leistet Übermenschliches und wird für viele Tätigkeiten überhaupt nicht bezahlt. Das System überfrachtet sie mit bürokratischem Dokumentationsaufwand für jeden Handgriff, die Zeitkorridore sind viel zu eng, die Dokumentationsarbeit wird nicht einkalkuliert, die Ausbildungskosten trägt der/die Pflegende, und es gibt noch lange keine Gleichstellung mit der Krankenpflege.“
Das Fazit der Diskussionsteilnehmer: Das System der Pflegestufen ist völlig ungeeignet als Instrument für die Bemessung einer menschenwürdigen Betreuung. Eine soziale und solidarische Gesellschaft darf so weder mit ihren älteren und hilfsbedürftigen Menschen umgehen, noch darf sie diejenigen, die in der Pflege arbeiten, alleine lassen.